Montag, 23. März 2009

Mallorca 6. Etappe "Sa Calobra" (134 km)

An unserem letzten Tag mit den geliehenen Rennrädern fuhren wir noch einmal in die Berge, bevor wir die Räder dann um 19:00 Uhr zurückgeben sollten. Wie schon am letzten Donnerstag ging es über Alcúdia, Port de Pollença, Pollença, Campanet und Binibona nach Caimari. Von dort fuhren wir wieder hoch zum Coll de sa Bataia und weiter zum Kloster Lluc.
Dort bestellten wir dann Erdbeerkuchen und Kaffee auf deutsch und bekamen diesmal den richtigen Kuchen serviert. Dieser Erdbeerkuchen wurde in unserem Radwanderführer zurecht empfohlen, denn er schmeckte fantastisch.
Schon auf dem Weg zum Kloster fiel uns auf, daß die Sperrung der Straße nach Sa Calobra aufgehoben wurde. Beim futtern des leckeren Erdbeerkuchens beschlossen wir spontan, uns diese Gelegenheit nicht entgehen zu lassen und die anspruchsvollste Strecke der Insel in Angriff zu nehmen.
Um nach Sa Calobra zu gelangen gilt es, eine kurvige Straße mit erheblichen Steigungen von durchschnittlich 8,8% zu meistern – wobei auf einer Strecke von 10 Kilometern 880 Höhenmeter überwunden werden müßen.
Vom Kloster mußten wir zunächst wieder zwei Kilometer hinauf zum Coll de sa Bataia und dort auf die Straße nach Sa Calobra abbiegen. Nach einigen Kilometern hielten wir an einem Aussichtspunkt. Ich traute ich meinen Augen kaum, als ich dort Nicki, eine ehemalige Schulfreundin aus früheren Tagen, traf. Wir plauderten eine Stunde lang, verabredeten uns für morgen in Palma und machten uns erst gegen 16:00 Uhr an die kurze aber sehr anstrengende Fahrt auf der drei Kilometer langen Bergstrecke des Coll de Els Reis.
Auf Höhe des Cals Turixant Reis de Baix sahen wir Arbeiter, die damit beschäftigt waren den Berg mit riesigen Stahlnetzen einzupacken. An dieser Stelle war ein großer Teil des Bergs ins Tal gerutscht, aufgrund dessen die Straße gesperrt war. Bis an diese Stelle war der Belag der Straße erneuert worden und ließ sich ausgesprochen gut fahren.
Auf dem Berg angekommen, begannen wir mit der Abfahrt auf der kurvenreichen Straße, die sich durch die Felsen windet.


Schon kurz nachdem wir die Talfahrt in Angriff nahmen, erwartete uns eine 360º Kurve namens El nudo de la corbata – der Krawattenknoten.Von dort bot sich eine atemberaubender Ausblick auf das Meer und anschließend auf den Puig Major, den höchsten Berg Mallorcas.

Da wir dort leider ohne eigene Helmkamera hinunterfuhren, zeigen wir an dieser Stelle ein Video der Abfahrt, das wir bei YouTube fanden. Wir hatten bei der rasanten Fahrt ins Tal mindestens genauso viel Spaß wie diese Jungs.

Alleine die Fahrt ins Tal nach Sa Calobra dauerte eine viertel Stunde – ein Erlebnis das mit Worten nur schwer zu beschreiben ist. Jeder der die Gelegenheit hatte dort einmal zu fahren, wird sicherlich wissen, was ich damit meine. Diese Strecke bereitete uns mit Abstand die bislang großartigste Rennraderfahrung überhaupt.

Als wir gegen 17:00 Uhr mit dem Ausstieg begannen, waren bereits keine anderen Radfahrer mehr zu sehen. Nach und nach wurde die Landschaft wieder karger und der Steigungsgrad nahm unerbittlich zu. Die letzten Kilometer stellten mit Abschnitten von mehr als 13% und einer durchschnittlichen Steigung von 10% eine sportliche Herausforderung dar. Nach etwa einer Stunde erreichten wir dann endlich den Coll dels Reis, während die Sonne schon tief stand.


Da es uns unmöglich war, den vereinbarten Termin zur Fahrradrückgabe einhalten zu können, versuchten wir mehrmals Rolf per Mobiltelefon zu erreichen. Doch in den Weiten des zerklüfteten Berglands hatten wir unglücklicher Weise kein Mobilfunknetz zur Verfügung.
Die Strecke durch das Gebiet der Escorca zog sich ewig, doch wir mußten uns ranhalten, um die Berge beim Einbruch der Dunkelheit hinter uns lassen zu können. Die Sonne verschwand hinter den Bergen und es wurde deutlich kälter. Sehr erschöpft nach dieser quälend lagen Bergetappe rollten wir dann mit hoher Geschwindigkeit, bei immer schlechter werdender Sicht aufgrund der Dämmerung, hinuter ins Tal in Richtung Pollença.
In den letzten Ausläufern des Berges kam uns ein kleiner Lieferwagen entgegen, an dem ein Rennradfahrer zu kleben schien. Er fuhr mit dem kleinstmöglichen Abstand hinter dem Wagen, ohne Helm, aber mit sehr hoher Geschwindigkeit; etwa 60-70 km/h. In dem kurzen Moment des Vorbeifahrens konnten wir den Fahrer nicht erkennen, aber ich bin mir sicher, daß es sich um einen Profifahrer handelte. Am Abend erfuhr ich noch, daß Patrick Sinkewitz ebenfalls zur Zeit auf Mallorca weilt, um hier zu trainieren. Kurz vor Pollença fuhren wir ungefähr 38 km/h, als uns dieser Lieferwagen mit seinem Anhang etwa doppelt so schnell überholte.


In Pollença konnten wir gegen 19:30 Uhr endlich Rolf erreichen, der ausgesprochen entspannt reagierte. Wir sollten uns keinen Streß machen und die Räder einfach morgen früh abgeben. Was hatten wir doch für ein Glück, an so einen guten Fahrradverleih zu geraten.
Mittlerweile war die Dunkelheit über uns hereingebrochen, und wir fuhren vorsichtig mit geringer Geschwindigkeit auf der Fahrradspur. Ohne eigene Beleuchtung war es mitunter nicht so einfach, die Straßen nicht ungewollt zu verlassen. Über Port de Pollença und Alcúdia erreichten wir Port d’Alcúdia und hielten noch auf dem Weg zum Hotel bei Burger King, wo wir uns ein XXL-Menü genehmigten. Für das Buffet im Hotel waren wir ohnehin zu spät dran.

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