Von Wernigerode aus ging es erst einmal wellig über Bad Harzburg nach Oker, wo der Anstieg in die Berge begann. Vorbei an Wildflüssen, Stauseen und Kletterwänden fuhren wir bei mäßiger Steigung aber ordentlichem Gegenwind Richtung Altenau. Dazwischen ein kurzes giftiges Stück mit über 10% Steigung. In Altenau ging es dann mit max. 12% erstmals so richtig zur Sache. Über Dammhaus fuhren wir dann links Richtung Sonnenberg ab. Hier artete es dann in echte Quälerei aus. Die ca. 5 km aufwärts schwankten zischen 8 und 12 % und zogen uns so langsam aber sicher die Kraft aus den Beinen. Hier fiel die Geschwindigkeit teilweise unter 10 km/h. Laut Ralfs eigener Aussage fehlten ihm hier so 2-3 Gänge. Zu allem Übel kachelten auch noch diverse Motorräder mit gefühlten 200 Sachen ziemlich knapp an uns vorbei.
Oben angekommen ging es dann rechts in einen Auto- und Motorrad-freien Forstweg. Hier konnten wir uns in einer längeren Abfahrt wieder einigermaßen erholen. Unten im Siebertal angekommen, erklommen wir den nächsten Berg, der zum Glück nicht so hoch war und sich gut fahren ließ. Danach links ab nach Sankt Andreasberg. Hier gaben wir uns dann das wohl steilste asphaltierte Stück Straße im Harz. Mit letzter Kraft konnte ich die 19% Steigung der Breiten Straße bezwingen. Mit Ralfs Kurbel war da gar nicht dran zu denken, so dass er schieben musste. Im nächsten Supermarkt wurden dann kurz die Getränke aufgefüllt und weiter ging es runter nach Odertal. Ja und was soll ich Euch sagen, nun ging es zur Abwechselung mal wieder bergauf. Auf der Bundesstraße 27 quälten wir uns bei 6 – 10 % nach oben.
Über Braunlage dann weiter nach Elend, wo wir natürlich am Ortsschild Bilder machen mussten. Immerhin kam mein Gemütszustand dem Ortsname mittlerweile ziemlich nah. Die letzte Steigung des Tages führte von Elend hoch nach Schierke. Sie ist zwar nicht besonders lang (etwas über 2 km), hat es aber mit 9 – 10 % noch einmal in sich. Und wenn die Kraft weg ist, tut so etwas dann doch schon richtig weh. Aber darum geht es ja, wenn man mit den Rad in die Berge fährt. Die restliche Strecke bestand dann eigentlich nur noch aus der Abfahrt Richtung Wernigerode. Am Ende des Tages stehen ca. 105 km mit etwa 1700 Höhenmeter zu Buche. Ziemlich kaputt aber glücklich ging des mit dem HEX dann wieder zurück nach Berlin. Zum Glück hatten wir im Gegensatz zur letzten Harztour durchgehend gutes Wetter, so dass ich nur ein durchweg positives Fazit ziehen kann.
Es würde mich wirklich freuen, wenn wir so eine Runde mal in kompletter Besetzung fahren würden. Und Ralf muss ich hier mal meinen Respekt zollen: wer mit so einer Kurbel und noch nicht ganz überwundener Erkältung so ein Tour fährt, gehört definitiv zu den Harten!!!
Nur in einigen Orten gab es mal eine kurze Erholung mit neuem Solidarpackt Asphalt. Als wir die Fähre erreicht hatten, waren Hände und Füße kaum noch zu spüren. Unserer guten Laune tat das aber keinen Abbruch. Da wir eh noch auf die Fähre warten mussten, wurden lustig Fotos gemacht und Fruchtriegel getauscht. Die von Alete kamen besonders gut an.
Nach der Fähre ging es ein kleines Stück auf Kopfsteinpflaster weiter bis wir Havelberg erreicht hatten. Ab hier war am Belag nichts mehr auszusetzen. Mit Wind von schräg hinten rollten wir in anständigem Tempo über Strohdene, Rhinow nach Friesack. Ab hier fiel Ralf aber immer wieder weit nach hinten, da der Sattel an seinem neuen Rad seinen Hintern mittlerweile in eine Brei-ähnliche Masse verwandelt hatte. Jeder weitere Kilometer wäre für ihn pure Quälerei gewesen und so sind Stefano und er dann in Paulinenaue in die Bahn gestiegen. Da ich schon ziemlich spät dran war, gab ich auf den letzten 34 km noch mal alles und war etwas über eine Stunde später Zuhause. Insgesamt standen dann 140 km auf der Uhr. Schön war es und das nächste mal nehmen wir ganz sicher wieder die alte Strecke.
2.Tag: Valldemossa (110 km)
Ich weiß ja nicht wie es Euch geht, aber ich fahre gerne Berge. Zumindest denke ich das immer vorher, manchmal nachher und ab und an sogar währenddessen. Und so wundert es auch nicht, dass man sich bei der Trainingslager-Planung den Westen der Insel ausgesucht hatte. Wo doch in allen Rennrad-Publikationen ganz klar darauf hingewiesen wird, dass Flachetappen dort absolut nicht möglich seien. Also genau richtig für uns. Theoretisch. Inwieweit so etwas trainingsspezifisch bei quasi komplett untrainierten Hobbyradlern mit etlichen Kilos zuviel auf den Rippen sinnvoll ist, las ich mal dahin gestellt.
Und so ging es dann gleich am zweiten Tag auf die Königsetappe. Nach kurzer Einrollphase über Calvia und Es Capdella schraubten wir und den ersten Pass nach Galilea hoch. Die zumeist bewaldete Serpentinenstrecke ist zum Glück nicht allzu steil und ließ sich erstaunlich gut fahren. Anschließen ging es in rasanter Abfahrt runter nach Puigpunyent, wo schon der nächste Pass auf uns wartete. Der ging dann, zumindest mir, nicht mehr so locker von der Hand. Nachdem aber auch dieser bezwungen wurde, merke ich, wie so ein wenig die Stimmung innerhalb der Radsportgruppe zu kippen begann. Nach ebenfalls schöner Abfahrt unten angekommen überzeugte ich speziell Stefano davon, dass die restlichen 10 km bis nach Valldemossa ja kein Thema mehr seinen. Außerdem wäre ich ja hier schon mal mit dem Auto lang gefahren und der Weg bis nach Valldemosse wäre maximal noch als hügelig zu bezeichnen. Also kein richtiger Berg mehr. Leider hatte ich mich da dann ein wenig vertan.
Die nächsten 8 von 10 km ging es weiter nur bergauf. In Valldemossa angekommen haben wir uns dann erst mal mit lecker Kaffee und Kuchen gestärkt. Und wo man dann schon mal hier war, muss man natürlich auch die (zugegebenermaßen wunderschöne) Serpentinenstrecke runter nach Port de Valldemossa mitnehmen. Das wollte Stefano sich dann aber nicht mehr antun und wartete an der Kreuzung Richtung Esporles auf uns. Dort hatte er dann genug Zeit, die mallorquinische Mauerkunst zu begutachten.
Also schossen Ralf (ziemlich rasant) und ich (ziemlich vorsichtig) runter ans Meer. Schon nach der 8 oder 9 Serpentine kamen bei mir aber die ersten Zweifel auf, ob dass denn eine so gute Idee war. Die Abfahrt nahm einfach kein Ende und das musste man ja alles auch irgendwie wieder hoch. Unten kurz ein paar Bilder geschossen und weiter ging es mit unserer Klettertour. Bereits nach etwa der Hälfte des Aufstieges lief mein Akku im roten Bereich. Spätestens hier lag dann auch meine Freundschaft zu den Bergen auf Eis. Das war pure Quälerei. Viel länger hätte der Aufstieg am Ende auch nicht sein dürfen, sonst wäre ich wahrscheinlich einfach umgekippt. Umso mehr genoss ich dann die Abfahrt runter zur Kreuzung, an der Stefano auf uns wartete.
Als wir dann wieder vollständig waren, nahmen wir die Küstenstrasse über Banyalbufur, Estellence runter nach Andratx. Diese Strecke ist wahrscheinlich eine der landschaftlich schönsten auf Mallorca. Dummerweise geht es die ganze Zeit hoch und runter. Und so gab uns dieser Teil dann auch den Rest. In Andratx mussten wir uns dann sogar von Moutainbike-Fahrern überholen lassen, da wir alle total im Eimer waren. Über Peguera ging es anschließend zurück nach Santa Ponsa. Mit Betonbeinen erst mal die Dusche geentert und anschließend sah die Welt schon ein bisschen besser aus. Am Ende des Tages stehen 110 km mit ca. 2200 hm zu Buche. Für Berliner Flachlandindianer gar nicht mal so schlecht. Die Durchschnittsgeschwindigkeit behalte ich aber für mich.
Sven
3.Tag: Puig de Randa (124 km)
Nach unserer gestrigen Tour über die Berge Mallorcas, sollte es heute flacher zur Sache gehen. Die Fahrt nach Sa Marina / Port de Valldemossa (Klein Sa Calobra) saß uns noch ganz schon in den Knochen, als wir uns nach einem englisch geprägten Frühstück auf den Weg machten. Von Santa Ponsa fuhren wir erst einmal nach Palma. Auf einer stark gefahrenen Straße gelangten wir zum Hafen. Bis dahin war die Strecke aufgrund des Verkehrs keine große Freude, aber auf Höhe der Kathedrale begann dann der Radweg, der uns direkt am Meer bis nach El Arenal führte. Der Radweg ist gut ausgebaut mit einem Belag, der sich wirklich hervorragend fahren läßt. Allerdings ist er aufgrund der Enge, der entgegenkommenden Radler und der steilen Kurven nicht unbedingt für Rennräder ausgelegt. Aber wir wollten es heute ja ohnehin etwas gemütlicher angehen. Auf unserem Weg passierten wir nicht nur den Ballermann, sondern auch die berühmte Schinkenstraße, das Oberbayern und den Bierkönig, bevor wir uns nach einem kurzen Tankstopp (hellblauer isotonischer Trank, Eroski Eigenmarke) auf den Weg ins Landesinnere begaben.
Ab hier machte es richtig Spaß, da der Verkehr nun deutlich abnahm. Der Puig de Randa war bereits von weitem zu sehen. Dieser Tafelberg in der Inselmitte war bereits vor zwei Jahren das Ziel einer unserer Touren. Wir wußten also, was uns erwartete. Diesmal näherten wir uns allerdings aus westlicher Richtung. Nach den Bergen vom Vortag konnte uns die Höhe von 542 Meter nicht sonderlich schocken. Selbst unser etwas bergmüder Salzkrustenmann fuhr den Randa ohne Probleme hinauf. Dort gönnten wir uns einen Kaffee und begutachteten die anderen Rennräder, die im Innenhof des Klosters standen. Nach dieser Stärkung entschieden wir, nicht direkt nach Palma zurückzufahren, sondern weiter nordöstlich nach Inca zu radeln. Der Randa gab uns jede Menge Schwung mit auf diese Etappe, so daß wir für eine ganze Weile ein hohes Tempo halten konnten.
Abfahrt vom Puig de Randa nach Randa
Es gab bis nach Inca nur wenig Verkehr, doch der Straßenbelag wurde zunehmend schlechter. Es war nur zu ertragen, da es stets leicht bergab ging. Durchgeschüttelt und erschöpft ließen wir uns den Fahrkartenautomaten am Bahnhof von Inca erklären und machten uns mit der Bummelbahn auf den Rückweg nach Palma. Der kleine Zug hielt wirklich an jeder Milchkanne auf dem Weg in die Hauptstadt, doch waren wir froh, diesen Weg nicht selber fahren zu müssen. Endlich in Palma angekommen, mußten wir nun vom unterirdischen Hauptbahnhof (Stuttgart 21 läßt grüßen!) wieder zum Hafen. Der Weg führte uns geradewegs durch die Fußgängerzone und nach kurzer Fahrt konnten wir die dort angelegten Luxusjachten sehen. Entlang der Hafenanlagen und quer über eine autobahnmäßige Schnellstraße gelangten wir wieder auf die Straße, die wir bereits am Morgen fuhren. Die Sonne stand bereits tief, als wir wieder nach Santa Ponsa kamen. Nach einer schnellen Dusche aßen wir mit Marcus zu Abend und ließen danach den Tag auf unserem Balkon bei spanischem Bier und polnischem Wodka Revue passieren. Dann besprachen wir noch die nächste Bergetappe, die nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht auf uns wartete…
4.Tag: Soller (Bericht folgt - Sven + Marcus) (120 km)
5. Tag: Tapas (46 km)