Dort bestellten wir dann Erdbeerkuchen und Kaffee auf deutsch und bekamen diesmal den richtigen Kuchen serviert. Dieser Erdbeerkuchen wurde in unserem Radwanderführer zurecht empfohlen, denn er schmeckte fantastisch.
Schon auf dem Weg zum Kloster fiel uns auf, daß die Sperrung der Straße nach Sa Calobra aufgehoben wurde. Beim futtern des leckeren Erdbeerkuchens beschlossen wir spontan, uns diese Gelegenheit nicht entgehen zu lassen und die anspruchsvollste Strecke der Insel in Angriff zu nehmen.
Um nach Sa Calobra zu gelangen gilt es, eine kurvige Straße mit erheblichen Steigungen von durchschnittlich 8,8% zu meistern – wobei auf einer Strecke von 10 Kilometern 880 Höhenmeter überwunden werden müßen.
Vom Kloster mußten wir zunächst wieder zwei Kilometer hinauf zum Coll de sa Bataia und dort auf die Straße nach Sa Calobra abbiegen. Nach einigen Kilometern hielten wir an einem Aussichtspunkt. Ich traute ich meinen Augen kaum, als ich dort Nicki, eine ehemalige Schulfreundin aus früheren Tagen, traf. Wir plauderten eine Stunde lang, verabredeten uns für morgen in Palma und machten uns erst gegen 16:00 Uhr an die kurze aber sehr anstrengende Fahrt auf der drei Kilometer langen Bergstrecke des Coll de Els Reis.
Auf Höhe des Cals Turixant Reis de Baix sahen wir Arbeiter, die damit beschäftigt waren den Berg mit riesigen Stahlnetzen einzupacken. An dieser Stelle war ein großer Teil des Bergs ins Tal gerutscht, aufgrund dessen die Straße gesperrt war. Bis an diese Stelle war der Belag der Straße erneuert worden und ließ sich ausgesprochen gut fahren.
Auf dem Berg angekommen, begannen wir mit der Abfahrt auf der kurvenreichen Straße, die sich durch die Felsen windet. Schon kurz nachdem wir die Talfahrt in Angriff nahmen, erwartete uns eine 360º Kurve namens El nudo de la corbata – der Krawattenknoten.Von dort bot sich eine atemberaubender Ausblick auf das Meer und anschließend auf den Puig Major, den höchsten Berg Mallorcas.
Da wir dort leider ohne eigene Helmkamera hinunterfuhren, zeigen wir an dieser Stelle ein Video der Abfahrt, das wir bei YouTube fanden. Wir hatten bei der rasanten Fahrt ins Tal mindestens genauso viel Spaß wie diese Jungs.
Alleine die Fahrt ins Tal nach Sa Calobra dauerte eine viertel Stunde – ein Erlebnis das mit Worten nur schwer zu beschreiben ist. Jeder der die Gelegenheit hatte dort einmal zu fahren, wird sicherlich wissen, was ich damit meine. Diese Strecke bereitete uns mit Abstand die bislang großartigste Rennraderfahrung überhaupt.
Als wir gegen 17:00 Uhr mit dem Ausstieg begannen, waren bereits keine anderen Radfahrer mehr zu sehen. Nach und nach wurde die Landschaft wieder karger und der Steigungsgrad nahm unerbittlich zu. Die letzten Kilometer stellten mit Abschnitten von mehr als 13% und einer durchschnittlichen Steigung von 10% eine sportliche Herausforderung dar. Nach etwa einer Stunde erreichten wir dann endlich den Coll dels Reis, während die Sonne schon tief stand.

Da es uns unmöglich war, den vereinbarten Termin zur Fahrradrückgabe einhalten zu können, versuchten wir mehrmals Rolf per Mobiltelefon zu erreichen. Doch in den Weiten des zerklüfteten Berglands hatten wir unglücklicher Weise kein Mobilfunknetz zur Verfügung.


In Pollença konnten wir gegen 19:30 Uhr endlich Rolf erreichen, der ausgesprochen entspannt reagierte. Wir sollten uns keinen Streß machen und die Räder einfach morgen früh abgeben. Was hatten wir doch für ein Glück, an so einen guten Fahrradverleih zu geraten.
Mittlerweile war die Dunkelheit über uns hereingebrochen, und wir fuhren vorsichtig mit geringer Geschwindigkeit auf der Fahrradspur. Ohne eigene Beleuchtung war es mitunter nicht so einfach, die Straßen nicht ungewollt zu verlassen. Über Port de Pollença und Alcúdia erreichten wir Port d’Alcúdia und hielten noch auf dem Weg zum Hotel bei Burger King, wo wir uns ein XXL-Menü genehmigten. Für das Buffet im Hotel waren wir ohnehin zu spät dran.

Nach einer kurzen Nacht stärkten wir uns zunächst mit einem reichhaltigen Frühstück, während Sven und Stefano am Flughafen auf ihren Flieger nach Berlin warteten. Danach justierte Rolf von Vamos24 noch meine Schaltung nach und gab uns die Radwanderkarte zurück.
Noch bevor die Stefano und Sven in die Luft gingen, starteten wir mit der heutigen Etappe. Wir gingen es wieder sehr ruhig an, da Marcus Probleme mit seinem Knie hatte.
Wir fuhren von Port d’Alcúdia nach Alcúdia und weiter nach Port de Pollença, wo wir dann die gewaltigen Berge der Halbinsel Formentor erklommen.
Bedingt durch die Touren in den letzten Tagen spürten wir unsere Beine sehr deutlich, als es daran ging, längere Steigungen von bis zu 10% zu meistern. Zusätzlich machte uns der schlechte Zustand der Straße zu schaffen, die große Schlaglöcher, Steine, Risse und Bodenwellen für uns bereit hielt.
Wir waren uns jedoch auch einig, daß diese Etappe landschaftlich noch mehr aufwarten konnte, als unsere Touren in den vergangenen Tagen. Wälder, in Fels geschlagene Tunnel, steile Abhänge und traumhafte Buchten motivierten uns durchzuhalten.
Auf dem letzten Anstieg zum Leuchtturm sahen wir einen Radfahrer, der die enormen Steigungen zuvor wohl nicht so gut verkraftete und auf der Straße zusammenbrach. Auch für uns war diese Bergetappe anstrengender als diejenige vom letzten Donnerstag.
Endlich erreichten wir dann den Leuchtturm am Cap de Formentor, wo wir eine längere Regenerationspause einlegten und uns mit Kaffee, Cola und Pizza versorgten.
Den Rückweg gingen wir deutlich zügiger an. Ein letztes Mal fuhren wir dann noch hinauf zum Atalaia d’Albercutx (380 Höhenmeter), wo wir auf den Turm aus dem 16. Jahrhundert stiegen.
Danach ging es zurück ins Hotel, in dem wir nach einem äußerst ausgiebigen Abendessen früh ins Bett fielen.


Wir gingen es erst mal sehr ruhig an und fuhren kaum über 25 km/h, um unsere Kräfte zu schonen und die Beinmuskulatur langsam zu erwärmen. Nach Sa Pobla ging es weiter Richtung Llubi, Sineu, Sant Joan und Montuiri. 
Der Puig de Randa lag nun unmittelbar vor uns und die Strecke wurde langsam steiler. Gleich hinter dem Dörfchen Randa nahm die Steigung dann deutlich zu und wir kletterten zügig hinauf. Belohnt wurden wir mit einer traumhaft schönen Aussicht über die gesamte Insel.







Unterwegs kamen uns etliche historische Rennwagen entgegen, die auch der Grund dafür waren, warum wir bezüglich der eigentlich geplanten Strecke umdisponieren mußten. Die alte Römerstrasse nach Campanet war Teil der Rallyestrecke und somit für Radfahrer gesperrt. Also ging es etwa mit Tempo 40 weiter nach Sa Pobla, in die Stadt der 1000 Stopschilder und unzähligen Einbahnstraßen. 
In Richtung Süden führte uns die heutige Etappe dann nach Llubi, Sineu, Sant Joan, Petra und S’Avall. Zwischen S’Avall und Manacor, kurz nach einer kurzen aber schönen Abfahrt, taten dann Männer, was Männer nun einmal tun müssen. An einer relativ unbeobachteten Stelle pflücken wir reife Orangen und eine Zitrone als Wegzehrung. (Die Früchte hingen allerdings an Ästen, die über den Gartenzaun auf die Straße ragten – wir haben sie also nicht gestohlen!) Wer kann schon von sich behaupten, seine eigens gepflügte Südfrucht verspeist zu haben. 
Auf einer kleinen Landstraße fuhren wir von dort weiter in Richtung S’Estanyol. Die ersten drei Kilometer bestanden leider aus einer Schotterpiste, da sich dort eine größere Baustelle befand. Also schön über die miese kraftraubende Piste mit ordentlich Wind von vorne (heute war der windigste Tag unseres Trainingslagers). Hier war dann doch die Stimmung ein wenig im Keller, da sich die Strecke ewig hin zog und der Wind den Rest besorgte. 





Bis Pollenca konnten wir ein Tempo von etwas 40 km/h halten, nur Unterbrochen durch zwei kleine Zwischenfälle. Marcus verließ kurz die Straße und fuhr in den Graben und Stefano rutschte die Kette vom Zahnrad. Weiter ging es nach Port de Pollenca und von dort auf der 221 in Richtung Formentor.






